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Wie Theo Lingen Bert Brecht die Frau ausspannte

Theo Lingen

Wenn alteingesessene Buchschlager in Erinnerungen schwelgen, erfährt der Zuhörer oft eindrucksvolle Begebenheiten. In der kurzen Geschichte der Villenkolonie haben schon zahlreiche bemerkenswerte Geschichten abgespielt. Wie jene von Theo Lingen, Bert Brecht, Marianne Zoff und Hanne Hiob.

Im Jahre 1926 wirkte der junge Schauspieler Theo Lingen am Theater in Münster und verliebte sich dort in die Opernsängerin Marianne Zoff. Dumm nur, dass diese mit dem schon damals berühmten Dramatiker und Frauenhelden Bertolt Brecht verheiratet war. Doch dieser kleine Makel störte Lingen nicht, und gemeinsam mit Zoffs Tochter Hanne (die später unter dem Namen Hanne Hiob selbst große Theater-Berühmtheit erlangen sollte) zogen die beiden Verliebten 1927 nach Buchschlag in den Falltorweg 4. Als Mieter richteten sie sich im ersten Stock des großen Hauses ein. Der betrogene Brecht tobte und drohte in vielen Briefen aus Berlin seiner Noch-Ehefrau Schlimmstes an: „Ich bin vollkommen außer mir. Ich werde alles tun, um das Kind vor diesem Burschen in Sicherheit zu bringen“.

Doch auch im idyllischen Buchschlag gab es schon bald, nun ja, Zoff. Lingens Begeisterung, mit der er seine Texte deklamierte, spielte sich in Form eines steten Hin- und Herwanderns entlang der Fensterfront zur Straße ab. Leider trug er dabei offenbar ebenso begeistert nur Unterwäsche. Die Nachbarn im Falltorweg reagierten eher empört als entzückt, was angesichts der gewissen Storchenhaftigkeit des langen Lingens durchaus nachvollziehbar ist. Auch seine Eigenart, den Kirschholztisch der Hausbesitzerin als Bügelbrett für seine Wäsche für geeignet zu halten, brachte ihm keine Freunde ein. Dass sich Stieftochter Hannele ständig mit den Kindern um ein Dreirad zankte, trug auch nicht zum Hausfrieden bei. Dann, so erzählt es der letzte Nachfahre der damaligen Hausbesitzer, tauchte auch noch der eifersüchtige Bert Brecht auf, um schlecht gelaunt persönlich seine Meinung zu dem neuen Verhältnis kundzutun. Irgendwann platzte den Vermietern dann endgültig der Kragen, und Theo Lingen, Marianne Zoff und Hannele wurden im August 1928 des Hauses verwiesen.

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